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Hackingangriffe per SMS nehmen zu!

Bild: Handyortung-Ortung-von-Mobiltelefonen

Die SMS ist lange nicht mehr so populär, wie sie mal war; trotzdem nehmen die Hacking- und Pishingangriffe über SMS stetig zu.
Die meisten Mobilfunkkunden nutzen Messengerdienste wie WhatsApp, Signal, Threema, oder Telegram zum Versenden und empfangen von Kurzmitteilungen.

Im Jahr 2012 wurden in Deutschland noch fast 60 Milliarden davon verschickt, 2023 waren es nur noch 5,3 Milliarden, 2024 sank die Zahl knapp unter 5,0 Milliarden, so die Bundesnetzagentur.

Messenger – bestenfalls mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – haben dem Kommunikationsmittel den Rang abgelaufen. Dennoch sind Handy-Nutzer weiterhin über ihre Telefonnummer per SMS erreichbar.

Das machen sich Kriminelle zu Nutze. Sie verschicken SMS wie: „Hallo, das hier ist jetzt meine neue Nummer. LG dein lieblingskind“ Oder: „Die von Ihnen gekaufte Ware wurde versendet. Bitte überprüfen Sie die Details“ – worauf ein Link folgt. So wollen Betrüger die Betroffenen etwa zur Kontaktaufnahme bringen, ihre Daten abgreifen, oder sie zu Malware-Downloads lotsen.
Die Telekom kündigte kürzlich an, ab 1. April 2025 eine „SMS-Firewall“ gegen solche Betrugsversuche hochzuziehen. Die übrigen Mobilfunkprovider geben auf Anfrage von netzpolitik.org an, bereits technische Maßnahmen zur Bekämpfung von betrügerischen SMS zu nutzen.

Die SMS-Kontrolle der Handy-Provider geschieht weitgehend ohne öffentlichen Aufschrei, während etwa die von der EU geplante Chatkontrolle auf breite Ablehnung stößt. In beiden Fällen geht es um die automatische Kontrolle von Nachrichten und einen potenziellen Eingriff in die Vertraulichkeit von Kommunikation. Eine Infrastruktur, die beispielsweise automatisch Links zu Phishing oder Malware erkennen soll, könnte rein technisch ebenso dafür eingesetzt werden, beliebige andere Links zu filtern.

Mobilfunkanbieter dürfen SMS-Inhalte per Gesetz nicht auslesen und nicht analysieren

SMS sind nicht verschlüsselt, es wäre also für die Provider leicht, die Inhalte zum Beispiel mit Sprachmodellen auf verdächtige Inhalte zu analysieren. Im Rahmen von Strafverfolgung dürfen sie die SMS auch offenlegen, doch außerhalb dessen unterliegen Kurznachrichten dem Fernmeldegeheimnis und sind durch das Telekommunikation-Digitale-Dienste-Datenschutz-Gesetz geschützt. Die Mobilfunkanbieter dürfen die SMS-Inhalte also nicht einsehen. Aber wie anders soll eine SMS-Firewall denn potenziell schädliche Inhalte herausfiltern? Wir haben die Provider danach gefragt.

Den deutschen Mobilfunkmarkt teilen sich vier Anbieter, die jeweils zahlreiche Marken mit Netz versorgen.
Laut Statista versorgte im dritten Quartal 2024 Vodafone 83 Millionen aktive SIM-Karten mit Mobilfunknetz, die Telekom 67 Millionen, Telefónica 46 Millionen und 1&1 drei Millionen.

Die SMS-Firewall der Telekom wird sich bei der automatischen Analyse von mutmaßlich betrügerischen SMS erst einmal auf verdächtige Links konzentrieren. Bei iOS-Geräten seien vor allem Links auf Phishing-Seiten problematisch; bei Android-Geräten würden Links in SMS oft zu Malware führen.

SMS-Firewalls sind Folge eines Spyware-Angriffs

Die Maßnahme sei laut Telekom-Sprecher eine Antwort auf FluBot, „seinerzeit die Malware mit dem höchsten Volumen an potenziell schädlichen Kurznachrichten“. Das Spionageprogramm FluBot wurde Mitte 2022 vom Netz genommen, aber war laut Telekom Anlass für die Provider, das Gespräch mit den Aufsichtsbehörden zu suchen. Ziel sei es gewesen, Menschen zu schützen, „die leider mit ihren Credentials, den Privacy-Einstellungen und dem Teilen persönlicher Informationen auf Social Media nicht optimal umgehen.“

Aber woran erkennt die Telekom denn betrügerische Links? „In der täglichen Arbeit unserer Security-Expertinnen und -Experten sammeln wir als Deutsche Telekom sehr viele Erkenntnisse über Strategien, Werkzeuge und Infrastruktur von Kriminellen.“ Wichtig sei dabei vor allem das Wissen über ferngesteuerte Server, die als Verteiler von Malware, Teil eines Botnetzes oder aus der Analyse gemeldeter Schad-E-Mails bekannt sind. SMS mit Links die auf solche Server führen, sortiere die Telekom künftig aus.
Zusätzlich nutze die Telekom Absende- und Empfangsinformationen, sowie Datum und Uhrzeit versendeter SMS, um so Hinweise auf Nachrichten zu finden, die in größeren Volumina oder per Skript verschickt wurden. So könnten Angriffswellen erkannt und entsprechende SMS an der Zustellung gehindert werden.

 

Bild: Krankschreibung-per-Telefon

Vodafone und Telefónica mauern bei Frage nach SMS-Inhaltsanalyse

Auf unsere Nachfrage, wie Vodafone betrügerische SMS erkennen will, ohne den Inhalt der Nachrichten zu untersuchen, schreibt das Unternehmen: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine weiteren Details zu unseren Schutzmaßnahmen veröffentlichen – auch um zu verhindern, dass die Kriminellen daraus Hinweise zur ‚Verbesserung‘ ihrer Attacken entnehmen könnten.“
Telefónica hat angeblich ebenfalls Prüf- und Schutzmechanismen gegen betrügerische und schädliche SMS implementiert. „Die Systeme können beispielsweise binnen kurzer Zeit massenhaft verschickte SMS identifizieren“, schreibt ein Unternehmenssprecher. Würden solche Massen-SMS identifiziert, könne das Unternehmen Maßnahmen zur Sperrung einleiten.

Zudem werte es „Rückmeldungen von Kundinnen und Kunden zu möglichen Spam-Nachrichten aus“, heißt es weiter. Telefónica prüfe außerdem die Einführung einer Spam-Firewall, „die Nachrichten mit bestimmten schädlichen Inhalten noch schneller erkennt“. Auf die Frage, wie die Systeme Betrugs-SMS identifizieren sollen, ohne den Inhalt der Nachrichten zu analysieren, antwortet das Unternehmen nicht.

1&1 hat technische Möglichkeiten zur Texterkennung

1&1 setzt laut einer Unternehmenssprecherin „eine Erkennung anhand volumetrischer Merkmale ein, das heißt z.B. unsere Firewalls alarmieren zuständige Teams (intern und bei anderen Service-Providern) bei sehr hohem SMS-Aufkommen. Diese Teams entscheiden dann über die Maßnahmen (Ansprache des Kunden, Sperren, etc.) und führen sie entsprechend durch.“
Das Unternehmen habe zudem „Möglichkeiten zur Texterkennung und -analyse“. Weitere Maßnahmen seien „bereits in inhaltlicher Abstimmung mit den zuständigen Behörden. Aktuell findet dementsprechend noch keinerlei Auswertung von Inhalten statt“, schreibt die Sprecherin.

Wer trotz der Maßnahmen der Unternehmen eine verdächtige SMS erhält, kann diese übrigens bei der Bundesnetzagentur melden

Über die Autorin: Frances R. Lentz

Frances R. Lentz

Frances R. Lentz, Jahrgang 1989, ist seit 2010 in der Detektei Lentz GmbH & Co. Detektive KG tätig. Sie absolvierte nach ihrem Abitur und einem juristischen Studium eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement und anschließend die zweijährige Ausbildung zur ZAD geprüften Privatermittlerin (IHK). Frau Lentz verfügt über langjährige Observationserfahrung im In- und Ausland und ist zudem ausgebildete Mediatorin (Univ.).

In ihrer Freizeit kocht und backt die Mutter eines Sohnes leidenschaftlich gerne, fährt Motorrad und liebt Wellness und lange Spaziergänge mit ihrem Hund.

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